DAS JAHR 1 NACH DEM INTERNATIONALEN WELTBODENJAHR 2015: BODEN UND BODENSCHUTZ IN EUROPA – ZWISCHEN ANSPRUCH UND WIRKLICHKEIT
Boden ist eine der zentralen Lebensgrundlagen. Mehr als 90 % unserer Lebensmittel werden auf oder im Boden erzeugt. Böden filtern und speichern Wasser. Sie spielen eine wesentliche Rolle in den Stoffkreisläufen. Global gesehen befi ndet sich mehr organischer Kohlenstoff in den Böden als in allen Wäldern der Erde. Boden ist eine begrenzte Ressource und kurzfristig nicht erneuerbar.
Böden werden massiv degradiert: Erosion durch Wind und Wasser, Verbauung, Verdichtung, Verlust der organischen Substanz, Einträge von Schadstoffen und vieles mehr schädigen und zerstören Böden. Jahr für Jahr nimmt die nutzbare Fläche dramatisch ab: In Europa entspricht der Verlust von 1.000 km² der Fläche von Berlin.
Angesichts dieser massiven Probleme hat die FAO, die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen, das Weltbodenjahr 2015 (IYS – International Year of Soils) ausgerufen. Erstmals wurde dem Boden damit eine breite Aufmerksamkeit entgegen gebracht. In zahlreichen Ländern auf verschiedenen Kontinenten wurden Initiativen zum Bodenschutz und zur Stärkung des Bodenbewusstseins gestartet und konkrete Projekte ins Leben gerufen.
Das Bodenbündnis europäischer Städte, Kreise und Gemeinden (European Land and Soil Alliance ELSA e.V.) hat im Jahr 2000 in Bozen sein Gründungsmanifest veröffentlicht. Es engagiert sich mit derzeit rund 200 Mitgliedern in 10 europäischen Ländern insbesondere auf lokaler und regionaler Ebene für den Bodenschutz. Städte und Gemeinden nehmen in den Bereichen Siedlung, Industrie und Gewerbe, Infrastruktur, Hochwasserrückhalt, Erholung und Freizeit, etc. entscheidenden Einfluss auf die Nutzung der Böden.
Die Tagung wendet sich insbesondere an VertreterInnen von Städten und Gemeinden, an Planer, Bodenkundler und an alle an diesen Themen Interessierte. Mit Vertretern der Europäischen Kommission, von Ministerien aus Deutschland, Österreich und Tschechien sollen unter anderem folgende Fragen diskutiert werden: Hat das Weltbodenjahr den Boden nachhaltig in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt? Welche Initiativen werden fortgesetzt und wie können sie unterstützt werden? Wie geht es weiter mit dem Bodenschutz auf europäischer Ebene?
Erfahrungsaustausch und Best-Practice-Beispiele sollen Anregungen liefern und zu konsequentem Handeln über das Jahr 2015 hinaus ermutigen. Wir heißen Sie in der Evangelischen Akademie in Tutzing am Starnberger See herzlich willkommen.
Udo Hahn, Direktor Evangelische Akademie Tutzing
Christian Steiner, Vorstandsvorsitzender ELSA e.V., St. Pölten