MEHR LEBEN INS MÄNNERLEBEN
zu bringen, ist die Männerforschung und -bewegung vor einigen Jahren angetreten (Volz/Zulehner, Männer in Bewegung, 2009)*. Tatsächlich ist in der Wissenschaft, in den Medien und anderen Öffentlichkeiten vielfach vom „neuen Mann“ die Rede. Es geht dabei vor allem um die veränderte Familienrolle des Mannes. Nicht erst seit Einführung der „Vätermonate“ übernehmen Männer mehr Verantwortung für die Betreuung und Erziehung der Kinder. Auch in der Psychologie und Bindungsforschung wurde die Rolle des Vaters neu bewertet. Eine partnerschaftliche Aufteilung der Haus- und Familienarbeit liegt nicht nur im Interesse der Frauen, die eigene Berufskarrieren verfolgen, sondern bereichert auch das Männerleben um Dimensionen jenseits der Berufstätigkeit.
Wenngleich also der „neue Mann“ schon vielfach den alten „Ernährer“- Typus abgelöst hat, gibt es in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft noch viele Widerstände: Schon im Kindesalter stellt sich die Frage, ob Jungen im Erziehungs- und Bildungssystem zu ihrem Recht kommen. In vielen Betrieben werden engagierte Väter misstrauisch betrachtet und als „nicht
karrieretauglich“ angesehen. In Betreuungseinrichtungen und bei Freizeitangeboten fühlen sich Väter unter lauter Müttern oft nicht richtig angenommen. Und auch Paare scheitern daran, eine wirklich partnerschaftliche Aufteilung der Aufgaben in die Praxis umzusetzen.
In der Tagung werden auch Scheidungen, die häufig die Trennung vom Alltag der Kinder bedeuten, angesprochen, denn sie belasten das Väterleben deutlich. Und eine besondere Aufgabe und Herausforderung für den Vater – und die ganze Familie – ist es auch, ein Kind mit Behinderungen zu erziehen.
Doch nicht nur unter Sonderbedingungen, auch im ganz normalen Alltag steht „der neue Mann“ vor der Herausforderung, seinen vielfältiger gewordenen Rollen und Funktionen gerecht zu werden: in den Augen der Partnerin, der Kinder, des Arbeitgebers und nicht zuletzt in seinen eigenen Erwartungen. Nicht immer ganz leicht und in jedem Fall ein lohnenswerter Diskussionsstoff für eine Tagung, zu der wir Sie herzlich an die Evangelische Akademie Tutzing einladen!
Dr. Ulrike Haerendel, Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. Luise Behringer, Katholische Stiftungsfachhochschule München, Abt. Benediktbeuern
* Studie auf der Homepage des Bundesfamilienministeriums (www.bmfsfj.de) verfügbar.
Bei der Tagung wird Kinderbetreuung angeboten. Bitten melden Sie Ihren Bedarf ggf. schriftlich an.