"HEY, DEPRESSIONEN SIND DIE GEISSEL DER MODERN!" "OH? DANN SPANN MAL EINEN TAG AUS, JEDER IST MAL DOWN. WIRD SCHON WIEDER."
Dom S. unter dem Namen @R3nDom auf Twitter am 10.11.2014
Immer wieder begegnet uns das Thema Depression in den Medien. Nicht kontinuierlich, aber in Wellen hören wir von Experten oder beobachtenden Journalisten, dass diese Krankheit keine Seltenheit ist. Mal ist es die alarmierende Zahl depressiv erkrankter Jugendlicher, mal sind es Fehlzeiten erkrankter Arbeitnehmer, mal die Nachricht von der Erkrankung einer prominenten Persönlichkeit. Spektakuläre öffentliche Suizide als vermeintliche Folge einer Depression schrecken auf. Als mit der Überlegung zur Forderung eines Berufsverbots für depressiv erkrankte Menschen in verantwortungsvollen Berufen Betroffene unter Generalverdacht gestellt wurden, blieb es erschreckend ruhig.
Was ist diese (un-)heimliche Stimmungskrankheit, die jeder kennt und über die viele schweigen? Sie scheint ein rein individuelles Erlebnis zu sein, dessen Auswirkungen die Umwelt zwar zu spüren bekommt, mit dem sie sonst aber nichts zu tun haben will. Schulen thematisieren Leistungsdruck, Mobbing, Gewalt und manchmal auch Suizid – nicht aber Depression. Firmen legen Präventionsprogramme gegen Sucht und Burnout auf, nicht aber gegen Depression, beklagt das Bündnis gegen Depression. Anders als bei Burnout, Sucht oder anderen Volkskrankheiten wie Diabetes oder Herzerkrankungen fehlt es für Depression an Prävention und adäquater Versorgung.
Dabei wissen wir viel über diese „affektive Störung“, können sie von Verstimmung, Melancholie und Trauer diagnostisch und therapeutisch gut unterscheiden und sind uns auch über ihre Verbreitung im Klaren. Es gäbe viel zu tun. Was hindert uns daran? Was wäre nötig? Wir widmen uns auf dieser Tagung der Breite der Thematik, die von medizin-historischen und (religions-)psychologischen Überlegungen bis zu – auch kontrovers diskutierten – therapeutischen Ansätzen reicht. Innenansichten von Betroffenen und Angehörigen werden uns ebenso beschäftigen, wie gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die mit dem Entstehen und dem Verhindern dieser Krankheit zu tun haben. Dazu laden wir Interessierte, Betroffene, Angehörige und Helfende in das Schloss Tutzing ein.
Pfr. Frank Kittelberger, Studienleiter für Ethik in Medizin und Gesundheitswesen, Pastoralpsychologie und Spiritual Care an der Evangelischen Akademie Tutzing
Dr. med. Joachim Hein, Vorstandsvorsitzender Münchner Bündnis gegen Depression e.V.
Stephanie Kramer, Geschäftsführerin Münchner Bündnis gegen Depression e.V.