„EINE WELTKARTE, DIE DAS LAND UTOPIA NICHT ENTHIELTE, WÄRE ES NICHT WERT, DASS MAN EINEN BLICK AUF SIE WIRFT, DENN IN IHR FEHLT DAS EINZIGE LAND, IN DEM DIE MENSCHHEIT IMMER LANDET.“
Oscar Wilde
Oscar Wilde
Zentrales Thema der diesjährigen Silvester-Tagung ist der utopische Gehalt der Tristan-Dichtung und dessen Ausstrahlung wie künstlerische Verarbeitung in Literatur und Musik.
Nach einer einführenden Einordnung und Problematisierung des klassischen Utopie-Begriffes – die Utopie als „Nichtort“ – wendet sich das Vortragsprogramm zunächst der literarischen Konzeption und dem utopischen Gehalt in Gottfried von Straßburgs „Tristan“ zu. Anschließend nehmen wir uns Richard Wagners genialer künstlerischer Verarbeitung des Tristan-Stoffes an – insbesondere unter dem Blickwinkel seiner musikalischen Darstellung von Utopie und „Ferne“.
Kurze Text- und Spielsequenzen aus Thomas Manns Novelle „Tristan“ durchkreuzen die dramaturgisch fein abgestimmte Abfolge von Fachvorträgen, Diskussionen und Konzertstationen, die neben Wagners Wesendonck-Liedern auch ein utopisch geprägtes Liedprogramm präsentieren.
Dabei werden neben dem Auditorium, den Salons des Schlosses und dem Musiksaal für Sänger und Schauspieler auch der Park und die Seeterrasse zu Auftrittsorten eines Veranstaltungskonzeptes, das alle Sinne anspricht.
Der „Nichtort“ – die entlegene „Insel“ als Sehnsuchtsort – wird gegen Ende der Tagung in Raoul Schrotts 2003 erschienenen Roman „Tristan da Cunha oder die Hälfte der Erde“ noch einmal literarisch konkret. So atmet der klug komponierte Text in den vielschichtigen Dreieckskonstellationen seiner Protagonisten nicht nur die Tristan-Thematik, sondern deutet die einsamste Insel der Welt – Tristan da Cunha liegt 2800 km vor der Küste Südafrikas – als einen Ort, an dem sich Utopien ansiedeln und zumindest kurzzeitig leben lassen …
Herzliche Einladung zur 10. Silvester-Tagung im Schloss!
Judith Stumptner, Evangelische Akademie Tutzing
Burkhard v. Puttkamer, Agentur Zwischenakt, Berlin