Innenansichten Deutschland 1945

Innenansichten Deutschland 1945

09. - 11. Januar 2015

Inhalt

Für Margit gibt es Milch. 
10.5.45 Aufgeräumt.
                      aus dem Tagebuch von Lieselotte G.

Wie erlebten die Zeitgenossen die letzten Monate des Krieges, das Ende der NS-Herrschaft, Kapitulation und Besatzung? Dachten sie nach über Schuld und moralisches Versagen? Die Zeugnisse deuten eher darauf hin, wie stark das Erleben vom eigenen Existenzkampf, von persönlichen Verlusten, aber auch von der Erleichterung des Überlebthabens geprägt war.

Innenansichten Deutschland 1945: Die Bilder sind unterschiedlich, oft unvereinbar. Schroffe Gegensätzlichkeit kennzeichnet das Erleben der Mehrheitsdeutschen und der Opfer der NS-Verbrechen. Kriegsende und Besatzungszeit stellten sich ganz anders dar, lebte man im Osten oder Westen, in der Stadt oder auf dem Land, war man überzeugter Nazi, Mitläufer oder Gegner, Soldat oder Zivilist, Mann oder Frau, jung oder alt, KZ-Überlebender, Zwangsarbeiter. Diese Unterschiede gehen nicht in dem Gegensatzpaar Niederlage oder Befreiung auf.

Im Luftkrieg fallen Deutschlands Städte in Schutt und Asche, werden für die Überlebenden unbewohnbar, während die NS-Propaganda den Sieg der gläubigen Volksgemeinschaft beschwört: „Unsere Mauern brechen, aber unsere Herzen nicht.“ In militärisch aussichtsloser Lage wird weitergekämpft, im Osten vervielfachen sich die Zahlen der getöteten Soldaten und Zivilisten, der Flüchtlinge, der Vergewaltigten. Gleichzeitig werden im Westen Ortschaften den West-Alliierten als dem „freundlichen Feind“ übergeben.

In der Endphase des Krieges wird die nationalsozialistische Gewalt exzessiv. Im Terror gegen KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene, ausländische Arbeiter, Deserteure und Kapitulationswillige werden Zehntausende umgebracht, häufig wenige Stunden vor der militärischen Einnahme der Lager und Ortschaften. Die KZ-Insassen, die auf ein Überleben gehofft hatten, sterben zu Tausenden in Todesmärschen und finden auch jetzt nur ausnahmsweise Hilfe bei der Bevölkerung.

Die Alliierten treffen nicht, wie sie erwarteten, auf eine fanatisierte Nazi-Bevölkerung. Aber ebensowenig verbreitet ist Einsicht in die eigene Mitbeteiligung an dem verbrecherischen NS-System. Viele Deutsche fühlen sich nun selbst als Opfer und rechnen Schuld auf.

Im Anschluss an die These von der „Unfähigkeit zu trauern“ (A. und M. Mitscherlich) steht am Ende der Tagung die Frage, wie die moralischen und existenziellen Brüche des Kriegsendes weitergewirkt haben – auch über die vergangenen 70 Jahre hinweg.

Dr. Gudrun Brockhaus, München
Dr. Ulrike Haerendel, Evangelische Akademie Tutzing

Tagungs-Programm

Freitag, 09. Januar 2015
Anreise ab 16.00 Uhr
18.00 UhrAbendessen
19.00 UhrBegrüßungDr. Ulrike Haerendel
19.15 UhrInnenansichten aus Deutschland 1945PD Dr. Frank Bajohr
20.15 Uhr"Bald weht hier ein ganz andrer Wind"Autobiographische Dokumente 1945
Lesung
21.30 UhrGespräche in den Salons
Anreise ab 16.00 Uhr
18.00 Uhr
Abendessen
19.00 Uhr
BegrüßungDr. Ulrike Haerendel
19.15 Uhr
Innenansichten aus Deutschland 1945PD Dr. Frank Bajohr
20.15 Uhr
"Bald weht hier ein ganz andrer Wind"Autobiographische Dokumente 1945
Lesung
21.30 Uhr
Gespräche in den Salons
Samstag, 10. Januar 2015
08.00 UhrMorgengruß / Zeit zum Frühstücken
Dr. Ulrike Haerendel
09.00 Uhr"Wer es nicht miterlebt hat ..."Blickverzerrungen in der Rückschau auf Deutschland 1945
Dr. Gudrun Brockhaus
09.40 UhrKriegsmoral am Ende?Innenansichten der Kriegsendphase im Spiegel von Feldpostbriefen
PD Dr. Jörg Echternkamp
10.30 UhrKaffeepause
11.00 UhrCharakteristika und Funktionen nationalsozialistischerGewalt in der Endphase des Zweiten WeltkriegsDr. Sven Keller
Zur Innenseite der EndphaseverbrechenUtz Palußek-Spanl
12.30 UhrMittagessen
14.00 Uhr"Schreckensnächte"Kollektive und individuelle Deutungen des Luftkriegesin Deutschland 1940 – 1950
Dr. Jörg Arnold
Vom Feuersturm ins Nichts?Befunde aus dem Projekt „Zeitzeugen des HamburgerFeuersturms 1943“ zum Kriegsende und zur Nachkriegszeit
PD Dr. med. Ulrich Lamparter
15.30 UhrKaffeepause
16.00 UhrVerkehrte WeltLebensgefühle im Nachkriegsdeutschland
Dr. Gudrun Brockhaus
16.45 UhrKleine Pause
17.00 UhrGuck mal wie alle lachen. - So schlimm kann die Zeit ja nicht gewesen sein.Boris Schafgans
18.00 UhrAbendessen
19.00 UhrFilmausschnitte „Zwischen gestern und morgen“(Harald Braun 1947)
Kommentare:
„Die Emigranten hatten es leicht...“Narrative der Rechtfertigung im deutschen Nachkriegskino
Dipl. Psych. Gerhard Bliersbach
Das Ding ohne Besitzer.Die materielle Präsenz der NS-Vergangenheitin “Zwischen gestern und morgen”
Dr. Natalie Scholz
21.30 UhrGespräche in den Salons
08.00 Uhr
Morgengruß / Zeit zum Frühstücken
Dr. Ulrike Haerendel
09.00 Uhr
"Wer es nicht miterlebt hat ..."Blickverzerrungen in der Rückschau auf Deutschland 1945
Dr. Gudrun Brockhaus
09.40 Uhr
Kriegsmoral am Ende?Innenansichten der Kriegsendphase im Spiegel von Feldpostbriefen
PD Dr. Jörg Echternkamp
10.30 Uhr
Kaffeepause
11.00 Uhr
Charakteristika und Funktionen nationalsozialistischerGewalt in der Endphase des Zweiten WeltkriegsDr. Sven Keller
Zur Innenseite der EndphaseverbrechenUtz Palußek-Spanl
12.30 Uhr
Mittagessen
14.00 Uhr
"Schreckensnächte"Kollektive und individuelle Deutungen des Luftkriegesin Deutschland 1940 – 1950
Dr. Jörg Arnold
Vom Feuersturm ins Nichts?Befunde aus dem Projekt „Zeitzeugen des HamburgerFeuersturms 1943“ zum Kriegsende und zur Nachkriegszeit
PD Dr. med. Ulrich Lamparter
15.30 Uhr
Kaffeepause
16.00 Uhr
Verkehrte WeltLebensgefühle im Nachkriegsdeutschland
Dr. Gudrun Brockhaus
16.45 Uhr
Kleine Pause
17.00 Uhr
Guck mal wie alle lachen. - So schlimm kann die Zeit ja nicht gewesen sein.Boris Schafgans
18.00 Uhr
Abendessen
19.00 Uhr
Filmausschnitte „Zwischen gestern und morgen“(Harald Braun 1947)
Kommentare:
„Die Emigranten hatten es leicht...“Narrative der Rechtfertigung im deutschen Nachkriegskino
Dipl. Psych. Gerhard Bliersbach
Das Ding ohne Besitzer.Die materielle Präsenz der NS-Vergangenheitin “Zwischen gestern und morgen”
Dr. Natalie Scholz
21.30 Uhr
Gespräche in den Salons
Sonntag, 11. Januar 2015
08.45 UhrMorgenandacht in der Schlosskapelle
Dr. Ulrike Haerendel
09.15 UhrLösen, was nicht zu lösen ist.1945 in der „Unfähigkeit zu trauern“Dr. Falk Stakelbeck
Vom Stigma zum Standortfaktor? Oder Jetzt sind auch wir mal dran!Opfergedenken und Selbstviktimisierung am Beispiel des ehemaligen Konzentrationslagers Flossenbürg
Dr. Jörg Skriebeleit
10.45 UhrPause
11.00 UhrUnd was habe ich damit zu tun?Nachwirkungen der NS-Verbrechen auf die Generationen der Enkel
Sacha Batthyany
11.50 UhrSchlusskommentare und Diskussionund
Utz Palußek-Spanl
12.30 UhrEnde der Tagung mit dem Mittagessen
08.45 Uhr
Morgenandacht in der Schlosskapelle
Dr. Ulrike Haerendel
09.15 Uhr
Lösen, was nicht zu lösen ist.1945 in der „Unfähigkeit zu trauern“Dr. Falk Stakelbeck
Vom Stigma zum Standortfaktor? Oder Jetzt sind auch wir mal dran!Opfergedenken und Selbstviktimisierung am Beispiel des ehemaligen Konzentrationslagers Flossenbürg
Dr. Jörg Skriebeleit
10.45 Uhr
Pause
11.00 Uhr
Und was habe ich damit zu tun?Nachwirkungen der NS-Verbrechen auf die Generationen der Enkel
Sacha Batthyany
11.50 Uhr
Schlusskommentare und Diskussionund
Utz Palußek-Spanl
12.30 Uhr
Ende der Tagung mit dem Mittagessen

Referierende

Dr. Jörg Arnold, Historiker, Dept. of History, University of Nottingham
PD Dr. Frank Bajohr, Historiker, Institut für Zeitgeschichte, München
Sacha Batthyany, Journalist, Zürich
Gerhard Bliersbach, Psychologischer Psychotherapeut, Hückelhoven
Dr. Gudrun Brockhaus, Sozialpsychologin, Psychoanalytikerin, München
PD Dr. Jörg Echternkamp, Historiker, Institut für Geschichte, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Dr. Sven Keller, Historiker, Institut für Zeitgeschichte, München
PD Dr. Ulrich Lamparter, Arzt, Psychoanalytiker, Hamburg
Katharina Leube-Sonnleitner, Ärztin, Psychoanalytikerin, München
Marina Mayer, Soziologin, München
Utz Palußek-Spanl, Psychoanalytiker, München
Boris Schafgans, Filmautor, Dokumentarist, Berlin/Bonn
Dr. Natalie Scholz, Historikerin, Dept. Geschichte, Universität Amsterdam
Dr. Jörg Skriebeleit, Kulturwissenschaftler, Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Dr. Falk Stakelbeck, Arzt, Psychoanalytiker, München

Preise & Informationen

Tagungsleitung
Dr. Ulrike Haerendel, Evangelische Akademie Tutzing

 

Tagungsorganisation
Rita Niedermaier, Telefon: 08158 251-128, Telefax: 08158 99 64 28 Email: niedermaier@ev-akademie-tutzing.de, beantwortet Ihre Anfragen zu der Veranstaltung in der Zeit von Montag bis Freitag von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr.

 

Anmeldung
bitte schriftlich mit anhängender Karte, per E-mail (Tagungsorganisation) oder direkt online. Ihre Anmeldung ist verbindlich, sollten Sie von uns nicht spätestens eine Woche vor Tagungsbeginn eine Absage wegen Überbelegung erhalten. Eine Anmeldebestätigung erfolgt nur auf Wunsch. Anmeldeschluss ist der 19. Dezember 2014.

 

Abmeldung
Sollten Sie kurzfristig an der Teilnahme verhindert sein, bitten wir bis spätestens zum 2. Januar 2015 um entsprechende schriftliche Benachrichtigung, andernfalls werden Ihnen 50 % des vollen Preises, ab dem Tag des Tagungsbeginns 100 % der von Ihnen bestellten Leistungen
in Rechnung gestellt. Nach Abmeldefrist entfällt der Anspruch auf Ermäßigung. Sie erhalten von uns eine schriftliche Bestätigung über den Eingang Ihrer Abmeldung. Zu Ihrer Buchung empfehlen wir den Abschluss einer Seminar-Versicherung.

 

Preise für die gesamte Tagungsdauer:

Teilnahmebeitrag 70.– Euro

Verpflegung (ohne Übernachtung/Frühstück) 46.– Euro
Vollpension
– im Einzelzimmer 156.– Euro
– im Zweibettzimmer 114.– Euro
– im Zweibett- als Einzelzimmer 168.– Euro

Kurzzeitzuschlag für eine Übernachtung 10.– Euro

Wir bitten um Begleichung bei Anreise durch Barzahlung oder EC-Karte. Bestellte und nicht in Anspruch genommene Einzelleistungen können nicht rückvergütet werden.

 

Preisnachlass
Auszubildende, SchülerInnen, StudentInnen (bis zum 30. Lebensjahr) und Arbeitslose erhalten eine Ermäßigung von 50 %. JournalistInnen wird der Teilnahmebeitrag erlassen, wenn der Presseausweis von einer ausstellungsberechtigten Organisation vorliegt. Eine Kopie Ihres
Ausweises schicken Sie uns bitte mit Ihrer Anmeldung zu.

Tagungsgäste, die zur Anreise öffentliche Verkehrsmittel benutzen und dieses durch Vorlage ihres Fahrscheins  Mindestbetrag: 10.– €) an der Rezeption nachweisen können, erhalten auf den Tagungsbeitrag
einen Preisnachlass von 10.– €

 

Kooperationspartner
Wir danken der Brockhaus-Stiftung für die Mitfinanzierung der Tagung.

Die Bundeszentrale für politische Bildung hat für diese Tagung einen Zuschuss in Aussicht gestellt.

Die Tagung wird zu einem erheblichen Teil aus Kirchensteuermitteln finanziert.

 

Stiftung Schloss Tutzing
Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, für den Erhalt des denkmalgeschützten Gesamtensembles „Schloss und Park Tutzing“ Sorge zu tragen. Möchten Sie der Stiftung einen Betrag zukommen lassen, stellen wir Ihnen gerne eine Spendenbescheinigung aus.

 

Verkehrsverbindungen
Für die Planung Ihrer Anreise nutzen Sie bitte das Portal Greenmobility auf unserer Homepage.

Die Akademie verfügt über eine begrenzte Anzahl von Parkplätzen. Wir empfehlen die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Ab München Hbf: S6 (Tiefgeschoss) bis Endstation Tutzing oder Regionalbahn der Richtung Garmisch bzw. Kochel. Fußweg vom Bahnhof zur Akademie: 10 Minuten.

Mit dem Auto fahren Sie von München auf der A95 in Richtung Garmisch bis Starnberg, von Starnberg auf der B2 bis Traubing, dort links nach Tutzing.

Ort & Anreise

Evangelische Akademie Tutzing / Schlossstraße 2+4 / 82327 Tutzing

Planen Sie Ihre Anreise schnell und einfach bei unserem Partner Green Mobility:

 


 
Dort finden Sie alle Anreisemöglichkeiten (mit dem PKW, Nah-/Fernverkehr, …) zu uns im direkten Vergleich
mit Hilfe von Echtzeitdaten und sparen sich so die zeitaufwendige Suche bei unterschiedlichen Anbietern.
 
Die Akademie verfügt nur über eine begrenzte Anzahl von Parkplätzen. Wir empfehlen die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Die Deutsche Bahn bietet auch die Möglichkeit, für Fahrten zu Seminaren und Tagungen das Veranstaltungsticket (VaT) im Geschäftskundenportal "CLASSIC" bzw. in der Großkundenlösung zu buchen.
 
MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN
Ab München Hbf: S-Bahn S6 (Tiefgeschoss) bis Endstation Tutzing oder Regionalbahn in Richtung Garmisch
bzw. Kochel. Fußweg vom Bahnhof zur Akademie: ca. 10 Minuten – Bahnhofstraße, Hallberger Allee,
Hauptstraße, Schlossstraße.
 
Tagungsgäste, die zur Anreise öffentliche Verkehrsmittel benutzen und dieses durch Vorlage ihres Fahrscheins (Mindestbetrag: 10.– €) an der Rezeption nachweisen können, erhalten auf den vollen (nicht ermäßigten) Tagungsbeitrag einen Preisnachlass.
Bitte beachten Sie abweichende Regelungen bei einzelnen Sonderveranstaltungen, z.B. Tagungen im Jungen Forum, Tages- und Abendveranstaltungen oder Konzerte!
 
MIT  DEM PKW
Mit dem Auto fahren Sie von München auf der A95 in Richtung Garmisch bis zur Abzweigung Starnberg,
von Starnberg auf der B2 bis Traubing, danach Abzweigung links nach Tutzing.