Leben ist Rhythmus – Rhythmus ist Leben. Das stimmt nicht nur bezogen auf die Grundrhythmen von Tag und Nacht, den Wechsel der Jahreszeiten oder die Abfolge der Generationen. Das gilt auch für Schule und Bildung. Rhythmen lehren uns, Pausen zu machen, das Gelernte und Erfahrene zu vertiefen, aber auch es zum rechten Zeitpunkt abzurufen. Rhythmen lenken dabei den Blick über die lineare, gleichförmige Uhrenzeit hinaus. Sie fördern und fordern ein zyklisches Verständnis von Zeit.
Klingt ganz einfach. Ist es aber nicht in einer Zeit, die vielfach durch Zeitdruck bestimmt wird. In der es gilt, immer mehr in immer kürzerer Zeit zu lernen: beschleunigt, pausenlos, simultan, verdichtet. Bildungseinrichtungen sind stark temporal geprägt. Die Schulglocken und Gongs sind dafür nur ein Sinnbild. Fixe Stunden nach vorgegebenen Uhrenzeiten, starre Ferientermine tun sich nicht so leicht in einer Gesellschaft, die zeitlich immer flexibler wird. Smartphones, Social Media, Wikipedia & Co schaffen fortlaufend veränderliche Kommunikations-Zeit-Räume, neue timescapes, wie Barbara Adam das nennt.
Ob all dies nützlich ist im Sinne der Wissensvermittlung und einen angemessenen Rahmen für Bildungsprozesse darstellt, ist mehr als fraglich. Vielmehr erfordern auch Bildungsprozesse ihre je eigenen Zeiten und Zeitformen. Denn: Alles hat seine Zeit (Prediger Salomo 3) – und alles braucht seine Zeit. So die Botschaft der Akademie-Sonnenuhr.
Wie also können Bildungsprozesse in Schulen, in vorschulischen Einrichtungen, Hochschulen und Erwachsenenbildungseinrichtungen „zeitsensibel“ organisiert werden? Wie können Eigenzeiten der Schülerinnen, der Schüler und damit temporale Vielfalt geachtet und gefördert werden? Wie Rhythmen des Lernens, Zeiten für Innehalten und Reflexion in Bildungsprozessen bewahrt und gefördert werden? Wie fühlt sich eine Schule für Lehrende und Lernende an, die „im Rhythmus der Zeit“ eine zeitbewusste Unterrichts- und Schulkultur lebt?
Nehmen Sie sich in unserer Zeitakademie 2014 die Zeit zum Austausch über Bildungszeiten und Rhythmen des Lernens. Lehrkräfte aller Schultypen sind ebenso herzlich eingeladen wie Schülerinnen und Schüler, Studierende für das Lehrfach und andere temporal interessierte Studierende, Eltern ebenso wie alle an Fragen des Umgangs mit Zeit und Zeitpolitik Interessierten.
Team Tutzinger Projekt „Ökologie der Zeit“:
Prof. Dr. Karlheinz A. Geißler, München, Dr. Martin Held, Tutzing, Prof. Dr. Sabine Hofmeister, Lüneburg,
Klaus Wenzel, Präsident Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) und stellvertretender VBE-Bundesvorsitzender für Schul- und Bildungspolitik, München