Die gegenwärtige Entwicklung in Land- und Forstwirtschaft sowie im Tourismus verändern Gestalt und Ökologie unserer Landschaft. Wo sind die Grenzen und wie können Kultur und Natur noch besser aufeinander abgestimmt werden?
Mit dem Übergang zur Stallhaltung und einem vielfältigen Fruchtwechsel als Folge der verbesserten Dreifelderwirtschaft erreichte die Landwirtschaft im 18. Und 19. Jahrhundert die wohl größte Artenvielfalt. Die Einführung der Agrochemie und die fortschreitende Industrialisierung der Landbewirtschaftung haben die Landwirtschaft heute zum größten Gefährdungspotential für die Biodiversität werden lassen. Und die Förderung der Energiepflanzenerzeugung verschärft diesen Prozess noch einmal! Wie kann es weitergehen?
Auch im Blick auf die Waldbewirtschaftung stellen sich viele Fragen: Ist nicht die Rodung der Primärwälder in Südostasien zugunsten der Anlage von Palmölplantagen mit der Freisetzung von Methan, Lachgas und CO² ein gravierender ökologischer Fehler? Wie viel Douglasie dürfen wir uns leisten? Und was ist mit der Diskussion um die Stilllegung von 10 % aller Wälder im öffentlichen Eigentum bei uns? Wird nicht mit solchen Forderungen die Trennung des Waldes in Schutz- und Nutzwälder befördert und der integrative Ansatz des deutschen Waldnaturschutzes mit einer vorbildlichen naturnahen Wirtschaftsweise auf der Gesamtfläche in Frage gestellt?
Und schließlich: wo sind die Grenzen des Tourismus in einer Zeit, in der die Reaktion auf den Klimawandel oft genug in einer weiteren Erschließung immer höher gelegener Skigebiete gesehen wird?
Fragen, die uns beschäftigen müssen, wenn die Bewahrung der Schöpfung und die Erhaltung einer lebenswerten Umwelt für die Jüngsten unter uns nicht bloß leere Schlagworte bleiben sollen.
Wir freuen uns auf die Begegnung und Diskussion in Tutzing.
Prof. em. Dr. Dr. h.c. Ulrich Ammer
Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner, Evangelische Akademie Tutzing