ALPHABET DER LIEBE
Kommt ein Mensch zur Welt, können ihm Blicke, Berührungen und leise Lieder naher Menschen frühe Erfahrungen von Geborgenheit ermöglichen. Erste Buchstaben im Alphabet der Liebe sind das. Nie ist diese Sprache ausgelernt. Worte gehören zu ihr, Gesten und Gaben: Eine Schüssel Reis und ein Kunstwerk, ein zärtliches Lächeln und das Pflaster auf einer Wunde… Jede Lebenszeit findet sich in einer doppelten Rolle: Die Zeichen zu entdecken und zu deuten, sie aber auch aktiv anzuwenden. Diese Tagung macht sich auf die Suche bei den Ärmsten der Armen, in Liebesszenen der Weltliteratur, im Kosmos der Klänge, in der psychotherapeutischen Reflexion und in spirituellen Texten aus drei Jahrtausenden. Sie versucht dies bescheiden und ehrlich. Eigentlich gibt es ja nur „Fragmente einer Sprache der Liebe“ (Roland Barthes). Deshalb widmet sich ein eigener Vortrag dem Verstummen und der Erblindung im Blick auf Liebesspuren.
Vor zweitausend Jahren reihten sich schlimme Erfahrungen in der „Karwoche“ aneinander: Verrat, Verhaftung, Verhöre, Verspottung, Verurteilung. Oft wird seitdem von einer „Passion“ gesprochen, wenn ein einzelner oder ein Volk unter die Räder kommt. Und doch erzählt das Neue Testament darin auch eine Art Liebesgeschichte. Die Tagung widmet sich einigen Stationen dieses Weges. Das „Neue Künstler Theater“ berichtet den Teilnehmenden an mehreren Orten des Geländes der Akademie von Petrus und Judas, von Pilatus und Maria … Zu den Sprachen an der Grenze des Sagbaren zählen auch Gespräche mit Sterbenden. Hat Liebe auf einer Palliativ-Station noch Platz? Behutsam werden wir uns darin gemeinsam einhören. Das Bode-Museum auf der Museumsinsel in Berlin zeigt aktuell „Spielarten der Liebe“. Unserer Tagung geht es um einen möglichen „Ur-Code“ im Spiel und im Ernst.
Der Genuss gemeinsamer Mahlzeiten, das Erlebnis bedeutender Musik, Filmkunst, Theater und Malerei, der nächtliche Sternenhimmel über dem See, Diskussionen in den Salons und Uferwege – vielleicht werden sie zu Momenten aus dem Alphabet der Sprachen der Liebe. Gönnen Sie sich eine Zeit des Hinhörens und inspirierender Momente im Klang und im Schweigen. Wir freuen uns auf Sie!
Pfr. Udo Hahn, Direktor, Evangelische Akademie Tutzing
Dr. med. Elisabeth Kohler, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin
Dr. phil. Oliver Kohler, Schriftsteller und Historiker