10. Tutzinger Lichterkette

Miteinander für Frieden, Freiheit und Toleranz – damit ist die 10. Tutzinger Lichterkette überschrieben, die am 27. Januar 2025 stattfindet. Bei der öffentlichen Kundgebung auf der Rathauswiese wird auch Udo Hahn, der Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, sprechen. Sein Statement können Sie hier nachlesen.

Es gilt das gesprochene Wort!

Liebe Freundinnen und Freunde,

als wir die erste Lichterkette planten, dachte keiner der Initiatoren, dass wir fortan Jahr für Jahr hier stehen würden, um ein Zeichen zu setzen. Dass wir uns zur nunmehr 10. Lichterkette versammeln, sagt viel über die Entwicklung seither aus. Für Frieden, Freiheit und Toleranz einzutreten, war in den zurückliegenden achtzig Jahren seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein zentrales und immer richtiges und wichtiges Anliegen. Längst hat es aber an Gewicht gewonnen. Deshalb stehen wir gemeinsam hier. Die Lage ist ernst. Es geht um Grundsätzliches: Wie wollen wir leben? Wie wollen wir zusammenleben?

Heute auf den Tag genau ist es achtzig Jahre her, dass das KZ Auschwitz befreit wurde. Als Adolf Hitler Ende Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, dauerte es keine fünf Wochen, bis das erste Konzentrationslager eröffnet wurde – das KZ Nohra bei Weimar. Und am 15. März 1933 kam als zweites das KZ Dachau hinzu.

Wir sehen, wohin der Weg führen kann – ohne Frieden, ohne Freiheit, ohne Toleranz, ohne Demokratie, ohne eine unabhängige Justiz, ohne freie Medien, ohne eine stabile Zivilgesellschaft. Wo Hass und Hetze sich ausbreiten, Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Homophobie und Nationalismus, da ist der Zusammenhalt einer Gesellschaft gefährdet, die liberale Demokratie in ihrer Existenz bedroht.

Wir alle sind heute hier, um ein Zeichen zu setzen: für Menschlichkeit und Zivilcourage. Beides müssen wir jenen Kräften entgegensetzen, die in letzter Konsequenz für ein Aus für Demokratie stehen.

Die Bundesrepublik Deutschland ist auf dem Versprechen gegründet worden, dass nie wieder geschehen darf, was millionenfaches Leid, Tod und Zerstörung mit sich brachte. Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus stehen im klaren Widerspruch zu unserer freiheitlichen Demokratie und auch zum christlichen Glauben.

Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sie sind in den letzten Jahren stetig gewachsen. Bewältigen können wir sie nur, wenn wir den Rahmen von Prinzipien, Regeln, Gesetzen und Prozessen der Entscheidungsfindung beachten und einhalten. So ist es gelungen, den sozialen Frieden in unserem Land bisher zu wahren. Autokraten und Diktatoren stellen sich hingegen über das Gesetz. Mit der Folge, dass Unfrieden und Unfreiheit wachsen. Das dürfen wir nicht zulassen.

Was brauchen wir? Der am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg ermordete evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer hat es einmal so formuliert: “Das einzig fruchtbare Verhältnis zu den Menschen – gerade zu den Schwachen – ist Liebe, d.h. der Wille, mit ihnen Gemeinschaft zu halten.” Dieser Satz hat nichts an Bedeutung verloren. Humanität und Barmherzigkeit sind der Maßstab für das Verhalten gegenüber allen Menschen.

Was müssen wir tun? Die Philosophin Hannah Arendt sagt, handeln kann man nur mit Hilfe der anderen. Sie ist davon überzeugt, dass das “Zusammenhandeln” Freiheit garantiert. “Zusammenhandeln” gehört zu den Prinzipien unserer Bildung. In Kitas, in Schulen wird Kooperation gefördert, das Streben nach Konsens und Kompromiss. Das stärkt den Zusammenhalt. Und den braucht es, damit Frieden, Freiheit und Toleranz auch in Zukunft unser Zusammenleben bestimmen.

Hinweis:
Die 10. Tutzinger Lichterkette findet am Montag, den 27.01.2025, um 18.00 Uhr auf der Rathauswiese in Tutzing statt. Gemeinsam veranstaltet wird diese öffentliche Kundgebung von den Kirchen, Akademien und Schulen, der Gemeinde Tutzing, den Missions-Benediktinerinnen und dem ökumenischen Unterstützerkreis. Mit Statements, Musik, Gebeten und Lichterkreis wird ein klares Zeichen für Frieden, Freiheit und Toleranz gesetzt. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Gemeinde Tutzing.

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