Eine Tragödie
Augusta Clementine Lydia Escher ist eine Frau aus dem Zürcher Großbürgertum. Sie wird 1858 geboren und wächst in der Villa Belvoir in Zürich Enge auf. Sie ist die einzige Tochter von Alfred Escher, einem der vielleicht einflussreichsten Männer des 19. Jahrhunderts in der Schweiz, Mitbegründer der Schweizerischen Kreditanstalt und der Gotthardbahn-Gesellschaft sowie mehrfacher Nationalratspräsident.
Lydia Escher erhält eine ausgezeichnete Ausbildung. Sie beherrscht mehrere Sprachen und spielt Klavier. Von klein auf ist sie in Gesellschaft der einflussreichsten Menschen ihrer Zeit und befindet sich in der privilegierten Position, unabhängig handeln und denken zu können. 1883 entscheidet sie sich, Friedrich Emil Welti, Sohn des einflussreichen Bundesrats Emil Welti, zu heiraten. Doch ihr Leben und ihre Ehe machen sie nicht glücklich. Eine kurze Liaison mit dem bekannten Porträtmaler Karl Stauffer-Bern führte zu einem riesigen Skandal. Sie wird ins Irrenhaus gesteckt, Karl ins Gefängnis. Durch die Ereignisse zerstört, nimmt er sich Anfang 1891 das Leben. Lydia gründet eine Stiftung zur Förderung der Kunst, die heute als Gottfried-Keller-Stiftung bekannt ist, und vermacht ihren gesamten Nachlass der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Dann, am 12. Dezember 1891, setzt auch sie ihrem Leben mit 31 Jahren ein Ende.
Die Faszination an der Geschichte um Lydia Welti-Escher, eine der reichsten Frauen der Schweiz zu ihrer Zeit, veranlasste den Intendanten und Regisseur Damir Žižek zu einem Theaterprojekt. 2020 holte er die Schauspielerin Graziella Rossi und ihren Kollegen Helmut Vogel sowie den Kostümbildner Martin Leuthold und den Historiker Joseph Jung dazu. Die Rohfassung verfasste Žižek nach der Biografie „Lydia Welti-Escher 1858-1891“ von Joseph Jung, Die endgültige Spielfassung entstand in Zusammenarbeit mit Graziella Rossi und Helmut Vogel.
Am 27. März gibt Graziella Rossi die „Lydia“ in der Evangelischen Akademie Tutzing. Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind!
Pfr. Udo Hahn
Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing