GEBEN IST SELIGER DENN NEHMEN
Apostelgeschichte 20,35
Die Zahl der Organspenden steigt wieder. Befürwortende Kampagnen nehmen Fahrt auf. Politik, Verbände und manchmal auch Kirchen rufen dazu auf, die nötige Einwilligung zu unterschreiben und stets bei sich zu tragen: Laut einer Umfrage haben rund 35 Prozent der Deutschen inzwischen einen Organspenderausweis. 71 Prozent sind grundsätzlich damit einverstanden, dass ihnen nach ihrem Tod Organe entnommen werden – im Jahre 2013 waren es noch 68 Prozent.
Die Debatte um Transplantation und Organspenden reißt jedoch nicht ab. Dabei geht es weniger um Skandale oder Verteilungsgerechtigkeit, sondern um ein tief sitzendes Unbehagen im Menschenbild: Die Hirntodkriterien stehen erneut auf dem Prüfstand. Die Frage, wann ein Mensch wirklich tot ist, treibt uns um. Nicht nur das Spenden, sondern auch das Nehmen und Empfangen sind zu bedenken. Trauer und Zweifel könne nicht wegdiskutiert werden, wenn auch das „Geben“ moralisch hoch angesehen ist, weil damit Leben verlängert werden kann.
Es ist Aufgabe einer verantwortlichen Gesellschaft , nicht nur für den notwendigen Nachschub an Spenderorganen zu sorgen, sondern auch für offene Fragen, für Skepsis und für eine Entscheidung gegen die Organspende oder den Organempfang Raum zu lassen.
Diesen Raum müssen sorgfältige Diskussionen, gute Argumente und eine Atmosphäre der Toleranz füllen. Dann können die Verantwortlichen in der Transplantationsmedizin und in der Organisation und Verwaltung der Organspende sicher sein, dass die Bevölkerung hinter der Entscheidung steht, die Bereitschaft zur Organspende öffentlich zu befürworten. Das Medizin-Theologie-Symposium will Positionen zur Sprache bringen, den Diskurs darüber anbieten und dazu einladen, sich und seine Gedanken einander auszusetzen. Dazu laden wir in die Tagungsstätte des Wildbad Rothenburg ein.
Pfr. Frank Kittelberger, Studienleiter an der Evangelischen Akademie Tutzing
Prof. Dr. med. Dipl. Psych. Frank Erbguth, Direktor der Klinik für Neurologie am Klinikum Nürnberg
Prof. Dr. theol. Traugott Roser, Professur für praktische Theologie an der Wilhelms-Universität Münster